Always stay ahead of the Aircraft
Ist es Dir schon mal passiert, dass sich die Welt um Dich herum zu schnell dreht?
Kennst Du dieses Gefühl, dass die Dinge um Dich herum plötzlich viel zu schnell passieren und Du sie in der Kürze der Zeit nicht mehr richtig einordnen kannst? Ich weiß ganz genau wie es sich anfühlt, denn mir selbst wiederfuhr eine ähnliche Situation zu meiner Zeit als Pilot. Es war ein ruhiger Geschäftsreise-Flug – von Deutschland aus steuerten mein Kapitän und ich mit unseren Gästen die italienische Adriaküste an: Zielflughafen Rimini. Ich war „Pilot Flying“ und steuerte das Flugzeug – doch was dann geschah, brachte mich völlig aus dem Gleichgewicht…
Ein Flug mit Folgen
Das Wetter in Rimini war zum Zeitpunkt der geplanten Landung hinsichtlich Flugsicht und Wolkenuntergrenze gerade so für einen Sichtanflug geeignet, der üblicherweise wertvolle Flugzeit spart. Wir entschieden uns aber, den Flug nach Instrumentenflugregeln fortzusetzen – mit Unterstützung in Flugdurchführung und Navigation: Safety First!
Kurz darauf informierte uns der Fluglotse aber überraschend über weiteren anfliegenden Verkehr und fragte, ob wir a.) einen deutlichen Umweg über das Meer fliegen würden, um im Anschluss – weiter im Instrumentenflug – hinter dem anfliegenden Verkehr eingeordnet zu werden, oder ob wir b.) nicht doch einen Sichtflug durchführen und somit die Abkürzung nehmen wollten. So richtig hatten wir uns im Cockpit noch gar nicht abgestimmt, aber plötzlich hieß es: Sichtanflug. Wir konnten also keine großzügige Runde fliegen, sondern mussten eine scharfe Wendung nehmen, obwohl wir uns bereits recht nahe und hoch am Flugplatz befanden: Nun mussten alle Manöver und Aktionen deutlich schneller abgebarbeitet werden. Das kann kein Autopilot – ich flog das Flugzeug per Hand – und für einen kurzen Augenblick war ich überfordert, fühlte ich mich völlig desorientiert und war gedanklich weit hinter dem Flugzeug…
Der Landeanflug gelang – von außen betrachtet reibungslos. In einer ruhigen Minute, während wir den Flieger tankten, wendete ich mich an meinen Kapitän und fragte, ob er meine Orientierungslosigkeit wahrgenommen hatte. Doch ihm sei nichts aufgefallen, während für mich das Gefühl mit der aktuellen Situation vollkommen überfordert und der momentanen „Upset-Situation“ brutal ausgesetzt zu sein, alles andere als angenehm war.
Don’t get behind!
Ich habe aus dieser Situation gelernt, dass solche Momente der Desorientierung passieren, wenn man primär versucht die Wünsche anderer Menschen umzusetzen – und nicht die eigenen. Und wenn man den kurzen Augenblick nicht nutzt, um sich zu fragen, was man selbst für richtig hält.
Es sind genau jene drei Dinge – die eigenen Wünsche umzusetzen, auf seine eigene innere Stimme zu hören und sich zu fragen: Will ich das wirklich? – die verhindern, das man in eine Situation gerät, in der sich die Welt viel zu schnell dreht, sodass man selbst gar nicht mehr mithalten kann. Also: Always stay ahead!
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